Spread out

Die Sonderfläche soll Architekten, Innenarchitekten, Designer und Produktentwickler verstärkt ansprechen und zum Besuch der Interzum oder einer vergleichbaren Messe anregen. Der Entwurf basiert auf der Grundlage einer theoretischen Ausarbeitung, die sich mit dem „Prozess des Entwerfens“ befasst. Aus dieser Grundlage gehen Ansätze für konzeptionelle Schwerpunkte wie Kommunikation und Austausch, Inspiration und Freiraum sowie eine Gestaltsprache hervor.

Das Betreten l Die Besucher werden durch drei tunnelartig geformte Elemente, die sich wie Rüssel in das die Sonderfläche umgebende Messegeschehen eingliedern, „eingesogen“. Durch diese Tunnelelemente, die leichtmaschig, mal verdichtet, mal sehr offen, den Weg ins Innere des Spread out-Bereichs weisen, durchdringen sie die den Bereich der umgebenden halbtransparenten in Farben getauchten Hülle, die das Innere vom umgebenden Messegeschehen abgrenzt. Im Inneren findet der Besucher die gestaltete Sonderfläche vor, die sich in insgesamt vier Bereiche gliedert, den Kernbereich: Core, den Cateringbereich: Eating Edge, den Inspirationsbereich: Hot Spot und den Arbeitsbereich: Working Sphere.

The Core l Der im Zentrum liegende Bereich gliedert sich in den Kern, der aus drei schalenartigen Elementen besteht, die einen runden Innenbereich bilden, und die jeweils aus diesen Elementen erwachsenden Verästelungen –Spread outs- (engl. Sich ausbreiten), die Bezug auf die drei umgebenden thematischen Bereiche nehmen. Die organischen Elemente sind aus einem mit Pappmaché belegten Drahtgeflecht gefertigt. Sie spiegeln zugleich „das Wachsende“, „sich noch in Arbeit Befindende“, mit dem sich der Entwerfer identifizieren kann. Der Kern ist der geschlossenste Bereich der gesamten Fläche und und spiegelt einen Bereich der Konzentration und Geborgenheit. Er ist fragmentarisch mit Goldfarbe belegt. Der Kern ist mit einer Kuppel überdeckt, die als Projektionsfläche dient. Um den herum Kern wachsen die Spread outs in die Fläche hinein. Durch ihre vielfältige Ausprägung bieten sie die Möglichkeit unterschiedlichster Sitzpositionen, des Zurückund Anlehnens. An einigen Stellen sind andersartige Materialen eingelassen, die sich wie eine Flechte über die Fläche ziehen. Ein Ort der Kommunikation, des Austauschs, verbunden über eine Verästelung, wird der Besucher Teil dieses Elementes und kann andocken und sich aktiv oder passiv in diese Szenerie einfügen.

Eating Edge l Die Eating Edge ( Edge engl.: Kante, Saum, Flanke, Grenze) dient als kleiner Cateringbereich hauptsächlich dazu, kommunikationsfördernd und auflockernd zu wirken. Die zwei verschiedenen Funktionen des Tresenelement sind am Höhenverlauf des Tresens ablesbar, sodass die Getränke sich auf Griffhöhe befinden und das Essen etwas niedriger und somit gut sichtbar zur Auswahl bereit steht. Das Fingerfood-Geschirr „Share“ (engl.: Teilen), zeigt in einer offenen Geste die Möglichkeit des gemeinsamen Essens.

Hot Spot l Der Hot Spot ( Hot Spot engl. Wörtlich: heißer Punkt, Ort an dem etwas los ist; jetzt bezeichnet er zusätzlich eine drahtlose Internetverbindung) dient als Inspirationsbereich. Hauptelement bildet eine durch fünf Stufen erreichbare Ebene, die mit einer Galeriekuppel bedeckt ist. Dort sollen Gegenstände ausgestellt werden, die eine Assoziationskette bilden, die einen gegenseitigen Bezug haben, alt und vergessen, neu oder neu entdeckt worden sind. Gegenstände, die einen Blick wert sind, die eine Emotion wecken oder ein Rätsel aufgeben. Vielleicht sind es die assoziativen Gegenstände, die zum Neuentwurf eines Produktes geführt haben, das als Endpunkt ebenfalls dort zu sehen ist.

Working Sphere l Die Working Sphere (Sphere engl: Bereich, Wirkungskreis Einflussbereich) ist ein sehr freier unkonventionell geprägter, mit Arbeitsmaterialen bestückter Bereich, dessen Hauptmerkmal ein groß dimensionierter, organisch geformter Arbeitstisch mit zwei Ebenen ist. Hier können Ideen in die Tat umgesetzt werden, hier können die verschiedenen Materialen Anreiz sein, etwas Neues auszuprobieren und ganz zwanglos und spielerisch der Kreativität freien Lauf zu lassen. Entstehen werden dabei „ready mades“, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die Spaß machen, die ein Neudenken zeigen und durch ihren ganz eigenen Charme die Individualität der Entwerfer widerspiegeln.

Das Verlassen l Die die gesamte kreisförmige Fläche umgebende Begrenzung bilden von der Decke abgehängte halbtransparente Vorhangelemente aus Reispapier. Dieser unkonventionelle Werkstoff soll Erstaunen und durch seine verschiedenartige Motive eine Vielfalt in einem verwendeten Material zeigen. Die versetzt abgehängten Elemente bilden eine optische Abgrenzung, sind jedoch leicht zu durchschreiten. In diesem Bereich sind zudem farbklecksartige Lichtelemente abgehängt, die Luminous blots. Sie ordnen den drei Bereichen durch ihre Farbe und Lichtfarbe Farbstimmungen zu und bilden um die gesamte Fläche einen Farbkreis, der einen Gegensatz zu der schlichten und weißen Gestaltung des inneren Bereichs bildet. Den Weg zurück ins Messegeschehen kann der Besucher durch die Tunnel oder aber durch die Transparentschicht wählen. Dieses Verlassen wird verlangsamt durch eine Bodengestaltung in Form von „Klecksen“ in seichten Farben, die sich auf die Position der Luminous blots beziehen und scheinbar aus ihnen entstanden sind. Auf ausgelegtem festem Papier werden die Kleckse durch Farbe und Einschnitte geformt, sodass sie in Bewegung zu sein scheinen und sich vom Boden abheben. Niemand läuft unachtsam über sie hinweg, obwohl sie begehbar sind. Sie verlangsamen kurzzeitig den Schritt und somit das Verlassen von Spread out.

 

Abschlussarbeit von Anne Mareike Zillmann